Bildlich ausgesprochen fährt Twitch mit seinen vielen experimentellen Updates in den letzten Monaten eine wilde Achterbahn. Oftmals dienen die Neuerungen hauptsächlich zur Umsatzsteigerung der Streaming Plattform zum Nachteil der Content Creatoren. Welche Twitch Änderungen in den letzten Monaten den Nerv der Streamer getroffen hat, erläutern wir in diesem Artikel.
Twitch Änderungen: Reduzierung Subpreise führt zu mehr Abonnenten?
Im August 2021 hat Twitch überraschend die Preise der Subs (Abonnements) von 4,99 Euro auf 3,99 Euro gesenkt. Die Plattform begründete diese Maßnahme damit, dass man an den Beispielen Mexiko und Türkei erkannt hätte, dass eine Preissenkung die Zuschauer dazu verleitet mehr Subs zu kaufen. Durch diese Preisreduzierung von rund 20% müsste also nun jeder Streamer mindestens 20% mehr monatliche Subs verbuchen, es sollte sogar mehr sein laut Twitch Versprechen.
Die Aufregung unter den Streamern war bereits bei der Veröffentlichung dieser News riesig. Viele hatten die Vorahnung, dass die Zahl der Subs sich nicht oder nur kaum verändern würde, am Ende allerdings weniger Umsatz auf dem Konto erscheinen wird. Inzwischen gibt es bereits zahlreiche kleinere Streamer, die sich mit diesem Update nicht mehr in Vollzeit über Wasser halten konnten und zurück in die Teilzeit gehen mussten.
Strategisch gesehen war für Twitch nicht die Reduzierung des Umsatzes das Primärziel, denn im gleichen Zuge reduzierte sich auch die Vergütung des Prime Subs. Diesen Prime Sub können Zuschauer einmal pro Monat einem Streamer schenken, für den sie nicht direkt bezahlen müssen. Wer im Besitz von Amazon Prime ist, kann sein Konto mit Twitch verbinden und somit ohne Zusatzkosten einmal monatlich einem Streamer seiner Wahl 3,99 Euro schenken.
TIPP: Bei einer Donation erhält Twitch bislang keine Anteile, hierbei verdient dein Lieblingsstreamer wesentlich mehr.
Die Einsparung von 1,- Euro pro Prime Sub bedeutet für Amazon eine wesentliche Kosteneinsparung. Unterm Strich bleibt eine Gewinnmaximierung für Twitch auf Kosten einer Umsatzminderung bei den Streamern. Größere Streamer, die über lukrative Werbepartner verfügen, trifft diese Änderung nicht ganz so empfindlich als kleinere Streamer, deren Haupteinnahmequelle die Subs bedeuten.
Hervorheben von Chat Nachrichten zu maximal teuren Preisen
Bislang war es für Zuschauer in manchen Livestreams möglich, dass man für Kanalpunkte eigene Nachrichten hervorheben konnte. Die Kanalpunkte verdient sich ein Zuschauer mit Watchtime, sprich je länger und öfter man einem Streamer zuschaut, desto mehr füllt sich das Konto. Wer also dann eine wichtige Mitteilung hat, kann die Kanalpunkte dafür einsetzen um seine Nachricht hervorzuheben.
Seit September 2022 haben Zuschauer nun eine gesonderte Möglichkeit ganz besonders auf ihre Mitteilung in einem Livestream aufmerksam zu machen. Twitch hat ein Update eingeführt, womit man für Preise zwischen 6,- und 120,- Euro mehrere Minuten seine Mitteilung hervorgehoben oben im Chatfenster anheften kann. Maximal teuer bezeichnen viele Streamer diese Preise, wovon sie wohl bis zu 70% des Umsatzes erhalten sollen. Ein neue Einnahmequelle verspricht sich Twitch sicherlich von dieser Neuerung.
Für Streamer selbst gibt es keine Möglichkeit diese Funktion zu deaktivieren. Trolle oder einfach nur Leute, die für sich oder ein Produkt bzw. Website günstig Werbung betreiben möchten, ist hiermit das Haupteingangstor zur Burg geöffnet. Hiermit könnte ich mir zum Beispiel einen großen Streamer mit um die 30.000 Zuschauer heraussuchen und einfach mal für 6-12 Euro sehr günstig jede Menge Personen erreichen. Natürlich auf die Gefahr hin, am Ende vom Streamer einen Permabann zu erhalten.
Fazit: Die Hervorhebung von Chat Nachrichten per Kanalpunkte bedeuten für Streamer wesentlich weniger Risiko, da Zuschauer erst einmal die Kanalpunkte mit viel Watchtime sich erarbeiten müssen. Die Wahrscheinlichkeit ist somit geringer, dass ein Troll in einen Kanal kommt und direkt Eigenwerbung betreibt. Mit dem neuen Update ist diese Hürde allerdings umgangen und es gibt große Zweifel, ob es sich dauerhaft halten und auszeichnen kann oder vielmehr zum Mißbrauch dient.
Twitch Änderungen: Ab 100.000 Dollar Umsatz nur noch 50% Anteile
Es betrifft sicherlich nur einen winzig kleinen Prozentsatz an Streamer, allerdings hat diese Neuerung auch einen erheblichen Nerv getroffen. Ab Juni 2023 soll diese Regel in Kraft treten, dass Streamer bei einem Jahresumsatz von über 100.000 Dollar keinen 70% Anteil am Mehrgewinn mehr erhalten, sondern nur noch 50%. Als Ausgleich für die Reduzierung der Beteiligung bietet Twitch mehr Anteile an den Werbeeinnahmen, die allerdings im Vergleich nur ein Tropfen auf den heißen Stein bedeuten. Zusätzlich werden die Streamer indirekt damit in eine Richtung gelenkt, zukünftig einfach mehr Werbung zu schalten und der Plattform mehr Argumente für lukrativere Werbedeals zu verschaffen.
Ein größerer deutscher Streamer, den ich hier namentlich nicht erwähnen möchte, behauptete durch die Änderung rund 50.000 US-Dollar an Umsatz zu verlieren. Viele Leser werden sich nun vielleicht denken, wer über 100.000 Dollar Umsatz im Jahr macht, meckert auf sehr hohem Niveau?! Dies ist allerdings nicht ganz so, denn die Plattform Twitch lebt vom Content der Streamer, die quasi die Arbeit für sie machen und man am Ende einfach nur abkassiert. Von den 100.000 Dollar Jahresumsatz hat Twitch lediglich die Plattform zur Verfügung gestellt, die Streamer selbst bringen täglich neue Zuschauer und Subs hinzu und generieren den Umsatz. Betrachtet man rein die Arbeit, so müsste der Streamer generell mindestens zu 80% der Einnahmen erhalten.
Im Twitch Blog begründet die Streaming Plattform diese Maßnahme mit den enormen Kosten, die in Verbindung mit der Bereitstellung der Livestreams stehen. Mehr als 22.000 Streamer hatten zudem gefordert, dass alle Streamer eine 70/30 Aufteilung erhalten und nicht nur ausgewählte Premium Partner Streamer.
Fazit: Generell ist es fragwürdig, warum bei Streamern Unterschiede mit den Auszahlungsaufteilungen gemacht wird. Ein Streamer, der über 100.000 US-Dollar Umsatz im Jahr produziert ist genauso wertvoll. wie 100 kleine Streamer mit jeweils 1.000 US-Dollar Jahresumsatz. Größere Streamer haben zudem lukrative Werbedeals und erhalten auf diversen Veranstaltungen hohe Honorare. Wäre hier nicht eine durchgängige Umsatzbeteiligung für komplett alle Streamer zwischen 55-65% wesentlich sinnvoller und fairer?
Entfall der Hosting Funktion
Viele Streamer haben gerne andere, oftmals kleinere oder befreundete Streamer mit einem Host unterstützt. Sprich war man selbst Offline, so konnte man auf seinem Kanal ein Host zu einem anderen Streamer einstellen und diesen somit bewerben. Kleinere Streamer haben von dieser Funktion durchaus profitiert und den einen oder anderen neuen Zuschauer hinzugewonnen.
Der Entfall der Hosting Funktion hat ebenfalls den Nerv so einiger Streamer getroffen. Fraglich ist, wohin diese wilde Achterbahnfahrt von Twitch noch führen wird, welche weiteren Änderungen eher zur Gewinnmaximierung als zur Streamer Unterstützung nutzen werden.
Gerne kannst du am Ende des Artikels einen Kommentar hinterlassen, wie du diese Twitch Änderungen empfindest.
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